In den kommenden Jahren wird in Berlin immer mehr Wohnraum benötigt. Viele Berlinerinnen und Berliner entscheiden sich für die Eigentumswohnung oder für den Bau eines eigenen Hauses. Im öffentlichen Raum setzt sich außerdem gerade ein ganz spezieller Baustil immer mehr durch.

Die eigenen vier Wände – Haustrends in und um Berlin

Beim Hausbau ist seit mehreren Jahren nicht nur auf Massivbau an. Darüber hinaus sind den Bauherren Energieeffizienz, Flexibilität und Bezahlbarkeit mindestens genauso wichtig. Nach wie vor beliebt bei „Häuslebauern“ in und um die Hauptstadt sind Einfamilienhäuser. Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt aktuell zwischen 100 und 110 Quadratmeter. Stauraum ist hingegen eher weniger gefragt. Das manifestiert sich unter anderem darin, dass knapp die Hälfte aller neugebauten Häuser ohne Kellerräume konzipiert werden. Lediglich knapp 15 Prozent der Berliner Bauherren bestehen beim Bau der eigenen vier Wände sowohl auf Keller- und Dachgeschossräume. Eine weitere Intention für das Eigenheim ist bei vielen der Berlinerinnen und Berlinern auch das Thema „Altersvorsorge“. Um auch im Alter noch ohne Einschränkungen in der eigenen Immobilie leben zu können, liegt das barrierefreie Bauen bei den Berlinern derzeit voll im Trend. War vor einigen Jahren noch das „Selberbauen“ äußerst beliebt, erfreut sich mittlerweile das vom Architekten geplante und umgesetzte Haus großer Beliebtheit. Neben meist zweigeschossigen Einfamilienhäusern, geben die Berlinerinnen und Berliner vor allem ebenerdige Bungalows und so genannte Stadthäuser in Auftrag. Diese Bauarten haben den Vorteil, dass sie größtenteils ohne Dachschrägen auskommen und so kaum Wohnfläche eingebüßt wird.

Venedig in Berlin? – Ganz besondere Eigentumswohnungen

Die Möglichkeit des Wohnungskaufs wird für viele Berliner immer interessanter. Neue Eigentumswohnungen wurden in der Vergangenheit beispielsweise in Mitte gebaut. Die „Fellini Residences“ versprühen den Flair Venedigs. Und doch stoßen die Luxusapartments bei einigen Berlinern auf Widerstand. Der Baustil wäre eine Enttäuschung und würde nicht in das Gesamtbild passen. Regula Lüscher, die Senatsbaudezernentin, ist selbst ebenfalls kein Freund von „La Dolce Vita“ in Mitte. Darauf angesprochen, warum Sie den Bau des Mehrfamilienhauses dann nicht unterbunden habe, sagt sie, dass das Baudezernat und das so genannte Baukollegium nur Service-Leistungen für den Bezirk anbieten würden. Solange keiner nach der Meinung oder einem Rat frage, gäbe es diesbezüglich keine rechtliche Handhabe. Trotz allem Gegenwinds aus der Bevölkerung wurden also die „Fellini Residences“ errichtet und Wohneigentum in Berlin wird außerdem in Zukunft immer gefragter. Unter anderem aus diesem Grund – und natürlich, weil Geschmack verschieden ist – werden sich auch zahlreiche Befürworter und Käufer für das „Berliner Venedig“ finden lassen.

Langweilige Uniformität oder Funktionalität? – Die Raster-Fassade

Ein Trend, der sich im Berliner Stadtbild in den letzten Jahren immer mehr etabliert, ist der Baustil der „Raster-Fassade“. Charakteristisch für Gebäude dieser Art sind zahlreiche gleichgroße Fenster, die sich im immer gleichen Abstand über die Fassade verteilen. Dadurch sind auch die stützenden Elemente der Bauwerke in gleichen Abständen voneinander entfernt. Neben der Stabilität, die durch die massiven Träger vermittelt wird, sorgen die vielen Fensteröffnungen für eine gewisse Leichtigkeit und Helligkeit. Kritiker schreiben den Fenstern der skelettartigen Bauten Ähnlichkeit mit Schießscharten zu. Außerdem würde so mancher Architekt unter der Gleichheit der Bauten leiden.

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Die Baudirektorin des Berliner Senats widerspricht jedoch Vorwürfen, die Rasterfassade sei langweilig oder würde gar dem Berliner Stadtbild schaden. Ihrer Meinung nach steht bei den meisten Gebäuden dieses Stils zunächst das Funktionale im Vordergrund. Schließlich seien in eine Vielzahl der Häuser Büros beziehungsweise Einkaufszentren eingezogen. Außerdem sind die einzelnen Rasterbauten in ihren Details sehr verschieden. Im Gegensatz zum Palais am Deutschen Theater ist beispielsweise das Shopping-Center am Leipziger Platz durch verschiedene Sockel und Säulen wesentlich aufgelockert. Außerdem erwarte die „Mall of Berlin“ seine Besucher mit den hochwertigsten Baustoffen – beispielsweise weißem Sandstein und glanzvoll polierten Fußböden aus Naturstein. Unübersehbar ist außerdem, dass der Baustil in der Bundeshauptstadt immer öfter zu finden ist. Außer am Leipziger Platz und am Deutschen Theater wurde auch am Hauptbahnhof die Zentrale von TOTAL – einem Mineralölkonzern – mit einer Rasterfassade versehen. Weitere Bauten, die den Trend aufgreifen, sind das 2012 errichtete „Zoofenster“ sowie das Airport-Center am Flughafen „BER“.