Das ewige Leid mit der Suche nach einer Wohnung in Berlin. Citynah, aber trotzdem ruhig gelegen, sollte sie sein. Mindestens zwei Zimmer am besten mit schöner Aussicht, aber Kaltmiete bitte nicht mehr als 300 Euro. Ach, und ein Balkon wäre prima!
Immobilienpreise Berlin – kein guter Start für Studierende und Zugezogene
Schön wär’s. Die Realität auf dem Wohnungsmarkt in Berlin sieht da leider ganz anders aus: Steigende Immobilienpreise in Berlin sorgen dafür dass für Einzimmerwohnungen monatlich 600 Euro und mehr gefordert werden… und diese „günstigen“ Wohnungen sind häufig dunkel, klein und laut. Vielleicht muss man seine eigenen Ansprüche einfach runterschrauben, denkt man sich. Aber vielleicht liegt es auch gar nicht an einem selbst. Eine kurze Analyse des derzeitigen Wohnungsmarktes in Berlin hilft:
Derzeit stehen in Berlin gerade mal 1,5 Prozent der Wohnungen leer. Nach Angaben des Wohnmarktreports Berlin 2016 wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 weniger als 50.000 Wohnungen angeboten – 14.000 Wohnungen weniger, als noch im Jahr zuvor. Das liegt vor allem auch an dem hohen Nachfragedruck und am Anstieg der Angebotsmieten. Niemand möchte sich, wenn nicht unbedingt nötig, eine neue Wohnung suchen müssen. Denn meist ist diese teurer und wahrscheinlich sogar kleiner und die Wohnungssuche kann gut mal mehrere Monate dauern. Ich selbst kann mir auch eine Menge schönerer Dinge vorstellen, als in Berlin auf Wohnungssuche zu gehen. Aber Neuzugezogene haben ja keine andere Wahl!
Weniger beliebte Kieze werden stärker nachgefragt
Wenn man also dennoch in die missliche Lage kommt, eine neue Wohnung suchen zu müssen, wird oft nach Ausweichlagen Ausschau gehalten. Das Problem hierbei ist, dass diese Gegenden auch irgendwann wieder teurer werden, weil hier ebenfalls die Nachfrage steigt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Bezirk Wedding – früher eher der „Arbeiterbezirk“ mit einem schlechten Ruf, heute hip, nachgefragt und immer jünger werdend.
Gerade hier wäre es wichtig, Mieterhöhungen zu begrenzen, vor allem nach Modernisierungen – vorgeschlagene Werte liegen bei rund 15 Prozent in fünf Jahren. Viele Menschen, die nahe der Innenstadt wohnen, geben schon heute gut die Hälfte ihres Einkommens nur allein für die Miete aus. Verbraucherschützer kritisieren das und empfehlen dagegen eine Ausgabe von lediglich einem Drittel der Einnahmen. Aber Empfehlungen allein helfen leider auch nicht weiter.
Am günstigsten wohnen im Südwesten der Stadt
In wenigen Bereichen der Stadt sind die Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr aber tatsächlich auch gesunken. Dazu gehört beispielsweise der Kaudamm-nahe Bereich um den Olivaer Platz in Charlottenburg oder auch der Ortsteil Wannsee in Zehlendorf. Mit neun Euro pro Quadratmeter liegt man hier deutlich unter dem, was man in der Innenstadt zahlt. Aber aufgepasst: Meistens gibt es hier nur Wohnungen, die 90 Quadratmeter oder mehr haben.
Am Ende ist das also auch nicht die passende Lösung für Studierende oder Geringverdiener. Zudem boomt der Markt mit Eigentumswohnungen, wodurch größere Wohnungen oftmals gar nicht gemietet, sondern nur gekauft werden können. Zudem sind auch gerade hier die Preise enorm gestiegen – und zwar um ganze zehn Prozent auf 3000 Euro pro Quadratmeter. Der prozentuale Zuwachs ist dabei nahezu doppelt so hoch wie bei den Mieten.
Nur noch zwei Bezirke mit Kaufpreisen unter 2000 Euro pro Quadratmeter
Immobilienkäufer werden immer noch am meisten in den Innenstadtlagen zur Tasche gebeten. In Mitte liegen Quadratmeterpreise bei durchschnittlich 3921 Euro, dahinter liegt Friedrichshain-Kreuzberg mit 3604 Euro. Damit ist der Bezirk sogar schon teurer geworden als das gutbürgerliche Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort beträgt der durchschnittliche Kaufpreis 3393 Euro pro Quadratmeter.
Nur in Lichtenberg, Spandau und Marzahn-Hellersdorf sind die Preise auf einem, im Vergleich, niedrigen Niveau. So zahlt man in Lichtenberg für den Quadratmeter 2331 Euro, die Immoblienpreise in Spandau liegen bei 1567 Euro und in Marzahn-Hellersdorf 1667 Euro. Aber ganz ehrlich: Welcher Student möchte schon in diese Gegenden ziehen?
Wenig Möglichkeiten für Zugezogene mit geringem Budget
Es sieht wohl schlecht aus für Menschen, die neu nach Berlin kommen oder Berliner, die sich eine neue Wohnung suchen müssen. Auch das Verbot für die Begrenzung von Ferienwohnungen in Berlin ist wohl nur ein heißer Tropfen auf dem Stein. Dazu kommt noch die Frage nach der Unterbringung der in Berlin lebenden Flüchtlinge. Viele Probleme, die also noch gelöst werden müssen. Eine spannende, aber vor allem auch anstrengende Aufgabe für Berlin.
Carla Bergmann arbeitet für die berlinerumschau.com als freie Redakteurin und prüft alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung eingehend auf Herz und Niere. Sie ist zudem selbst freie Autorin und zudem passionierte Wahlberlinerin. Sie schreibt über Dies und Das, aber am liebsten schreibt sie über Berlin – ihre heimliche Liebe.