Endlich ankommen. Wunschgedanke oder Realität in Berlin? Wer Berlin in den letzten Jahren den sprichwörtlichen Rücken gekehrt hat, überlegt vielleicht, jetzt sein Domizil hier wieder aufzuschlagen. Natürlich greift irgendwann nicht mehr die Variante „Hotel Mama“, aber in die Nähe zu ziehen, das wäre doch eine Option?
Berlin, die ganze Welt im Westentaschenformat
Berlin verkörpert sozusagen das Modell der komplexen Welt. Etwas respektlos als „Heimat der Identitätsmuffel“ bezeichnet, punktet Berlin als eine unterschätzte Stadt, denn es gibt durchaus Identitäten, nur halt in jedem Stadtteil Verschiedene. Und so geben sich das Flair einer Weltstadt und die gemütliche Atmosphäre eier Kleinstadt, hektisches Treiben und ruhige, heimelige Wohliggkeit die Klinke sprichwörtlich in die Hand. Ist das kleine Chaos eine Option?
Denn natürlich hat Berlin auch mit Stau, Lärm und Hektik zu kämpfen. Was auch über Berlin berichtet wird, es ist schwer sich ein Bild von der Stadt zu machen, ohne dass man einmal selbst dagewesen ist, denn was für die Einen die coolste Stadt auf dem Erdenball ist, kritisieren die Anderen mit Hilfe des halbleeren Glases. Berlin lebt von den vielen verschiedenen Menschen, die hier zusammenkommen, ist manchmal superschön oder saunervig.
Berlin zum ersten, zweiten oder dritten Mal? Na und, Hauptsache Berlin
Es ist das große Potenzial, das Berlin so attraktiv macht. Viele können sich vorstellen, hier, mitten im brodelnden Leben, ihre Heimat zu finden, egal, ob zum ersten oder zweiten Mal. Berlin glänzt durch Weltoffenheit, aber genauso gibt es auch durchaus verbohrte Menschen. Es ist gerade diese Mischung, die Berlin so interessant macht? Auf der einen Seite avantgardistisch angehaucht, findet auf der anderen Seite die Kleinbürgerlichkeit ihren Raum. Berlin, ist eine gelungene Mischung zwischen Nostalgie und Gegenwart, die sowohl schillernd als auch mausgrau sein kann. Kein Wunder, dass sie die Heimat für Viele ist und sein soll.
Die gekonnte Mischung aus kleinen Städten in einer großen Stadt
Viele haben diese Stadt der Städte für sich erkoren, möchten zu ihr „Heimat“ sagen, auch wenn der stetige Zuzug schon jetzt die Wohnungssuche immer schwerer macht. Das vielfach beschriebene Berlin, Stadt mit einer zerrissenen Geschichte und des unkonventionellen Zusammenlebens, wird jeden Tag älter, bunter und enger. Der große Hype lebt nicht nur in den Touristen, denen der große Einblick ja oftmals verwehrt bleibt. „Hier nach Berlin, gehöre ich hin!“ – Dieser Satz wird oft zur Realität.
Es ist nicht nur zu erahnen, die Zahl derer, die anderen Städten zugunsten von Berlin den Rücken kehren, wächst. Wenn die Jahre gehen, alle Erfahrungen, ob gute oder schlechte, gemacht wurden und die Zeit wertvoller wird, dann ist Heimat wieder angesagt und viele Berliner finden den Weg nach Hause. Wer vielleicht in jungen Jahren diese Stadt auf dem schnellsten Wege verlassen hat, sehnt sich zurück zu den Düften der Kindertage, empfindet die Stadt mit dem wohligen Gefühl von Vertrautheit. Hier ist dann kein Raum für beklemmende Gedanken oder beunruhigende Gefühle. Wer in Berlin landet, auf welchem Wege auch immer, ist angekommen, zu Hause.
Der Koffer, der ein Leben lang in Berlin seinen Platz hat
Marlene Dietrich hat ihn besungen, und auch Hildegard Knef packte die Sehnsucht nach dem Kurfürstendamm. Viele Menschen bezeichnen Berlin als ihre Wahlheimat, bewusste Entscheidung oder Schicksal? Berlin eignet sich als Stadt für das Heimkommen, obwohl ein aberwitziges Lebenstempo hier Regie führt, aber Stabilität steht auch auf der Agenda, um nicht haltlos zu werden. Allerdings, wer dauerhafte Ruhe und frische Luft sucht, sollte die Sache mit Berlin noch einmal überdenken.
Berlin ist im Wandel, und ob die Wohnung, der Job oder der Beziehungsstatus in einem Jahr noch derselbe ist, ist fraglich, ja sogar unsicherer als in anderen Städten. Aber Entwarnung! Berlin strahlt gerade durch seine Stabilitätsverweigerung einen unerhörten Charme und eine Kontinuität aus, die durchaus als verlässlich zu bezeichnen ist. Berlin eignet sich nicht zum klassischen „Handbremse ziehen“, ist aber sehr wohl geeignet, wenn es um die individuelle Freiheit geht, die bekanntlich ja auch einen gewissen Luxus darstellen.
Wer sich also auf die Suche begibt, nichts von wohlgefälliger Bräsigkeit hält, findet in Berlin etwas sehr Wertvolles. Die Stadt ist ein Ort, der jeden willkommen heißt, der verschiedensten Art, der seinen Lebensmittelpunkt finden möchte. Wer ohne Vorurteile und große Erwartungen kommt, macht es vermutlich richtig, denn Berlin macht alles möglich, neue Ideen, Trends, Meinungen, ein Experimentieren und Kennenlernen verschiedenster Personen, ebenso wie das erfolgreiche Kochen seines eigenen Süppchens. Wir meinen: Die Grundvoraussetzungen für ein glückliches Leben sind damit gegeben.
Carla Bergmann arbeitet für die berlinerumschau.com als freie Redakteurin und prüft alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung eingehend auf Herz und Niere. Sie ist zudem selbst freie Autorin und zudem passionierte Wahlberlinerin. Sie schreibt über Dies und Das, aber am liebsten schreibt sie über Berlin – ihre heimliche Liebe.