Mehr Radwege für Berlin? Oder lieber bessere Straßen? In der Hauptstadt tobt ein Streit um die Verkehrspolitik, die Initiative Fahrradvolksentscheid will mit einer Abstimmung den Senat zu mehr Investitionen zwingen. Zu Beginn dieses Jahres hat die Berliner Stadtregierung nun ein Konzept vorgelegt, mit dem zusätzlich 20 Millionen Euro in die Rad-Infrastruktur investiert werden sollen. Teilweise soll dieses Geld in neue Radwege fließen, mit einem anderen Teil sollen bestehende Strecken saniert und ausgebaut werden. Zwar plant der Berliner Senat hauptsächlich neue Schutzstreifen zu errichten, also Markierungen auf der Fahrbahn, die einen Streifen für Fahrräder abgrenzen. Dennoch sind die Befürworter einer besseren Fahrrad-Infrastruktur optimistisch, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht.
Fahrradautobahnen kommen
Im September hat der Berliner Senat nun die Streckenführung für 8 Fahrradautobahnen festgelegt. Kernstück ist die sogenannte Y-Trasse. Sie führt von Adlershof entlang der A113 und gabelt sich nach dem Britzer Zwergkanal in zwei Richtungen. Nach Osten führt die Strecke zum Görlitzer Park. Sie folgt dort der geplanten Verlängerung der Stadtautobahn. Im Westen geht es über das Tempelhofer Feld. Den Namen trägt die Streckenführung deshalb, weil sich auf der Karte ein Radwegenetz in Y-Form bildet. Insgesamt sollen Schnellfahrstrecken für Fahrräder mit einer Länge von 100 km gebaut werden. Allerdings ist noch unklar, wann die neuen Wege fertig sein werden.
Finanzierung bis 2018 gesichert
Die neuen Gelder der Senatsverwaltung können von den Bezirken auch 2018 noch ausgegeben werden. Dann stehen sie zusätzlich zu den geplanten Investitionen des kommenden Jahres zur Verfügung. Die Stadtregierung will mit dieser Maßnahme verhindern, dass Gelder wegen eines zu hohen bürokratischen Aufwandes nicht abgerufen werden. Durch hohe Investitionen in die Infrastruktur sind die Baufirmen in der Hauptstadt ausgelastet. Daher kann es vorkommen, dass eine Realisierung von Baumaßnahmen zu vernünftigen Preisen erst im kommenden Jahr möglich ist. Damit die alten Wege nicht vernachlässigt werden, stehen die Gelder nicht nur für Neubauten zur Verfügung. Die Bezirke sollen auch alte Trassen sanieren und das Netz instand halten.
Räumliche Trennung bisher nicht geplant
Eine Hauptforderung der Fahrradinitiative, die Radwege am Straßenrand räumlich, zum Beispiel durch Poller, von Busspuren und Straßen zu trennen, ist in den Plänen bisher nicht enthalten. Dennoch zeigen sich die Fahrradaktivisten vorsichtig optimistisch, lassen die Pläne doch zukünftige Maßnahmen zu. Vor allem die Trennung von Busspuren ist ein besonderes Anliegen, nicht nur der Initiative Fahrradvolksentscheid, sondern auch der BVG. Ein schwerer Bus im Nacken ist für Radfahrer eine unangenehme Erfahrung. Auf der anderen Seite wollen die Busfahrer ihre Fahrpläne einhalten. Immer wieder kommt es deshalb zu Auseinandersetzungen und auch zu Unfällen. Manche enden sogar tödlich. Mit dem Investitionspaket entwickelt sich Berlin jetzt in eine gute Richtung, das Leben von Radfahrern in der Hauptstadt zu verbessern.
Carla Bergmann arbeitet für die berlinerumschau.com als freie Redakteurin und prüft alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung eingehend auf Herz und Niere. Sie ist zudem selbst freie Autorin und zudem passionierte Wahlberlinerin. Sie schreibt über Dies und Das, aber am liebsten schreibt sie über Berlin – ihre heimliche Liebe.